Ambiente
Es weht noch der Geist des ehemaligen „Zauberlehrlings“ durch „Schuberts Brasserie“. So säumen nach wie vor riesige Weinflaschen die Treppe ins Obergeschoss, wo Zitate aus Goethes berühmter Ballade die Türen zieren. Auch die gemütliche Raucherlounge mit Sesseln und Sofa am Kamin ist im Obergeschoss erhalten geblieben. Betreiber Jan Schubert (40) hat nur wenig an der Einrichtung verändert. Viel Holz, bequem gepolsterte Stühle, indirektes Licht und ein auffälliger Tresen, der in den Gastraum hineinragt, sind geblieben. Wer will, kann einen Blick in die offene Küche werfen.
Service
Wir werden von Jan Schubert und seiner Kollegin äußerst aufmerksam und warmherzig bedient. Keine Frage bleibt unbeantwortet, die beiden nehmen sich immer die Zeit für eine kleine, charmante Unterhaltung. Man fühlt sich absolut willkommen.
Essen & Trinken
Die Karte hat den Anspruch, gutbürgerlich Deutsches (Rinderrouladen für 19,50 Euro) mit französischen Klassikern (Zweierlei Gänseleber für 18 Euro) zu kombinieren, möglichst aus regionalen Produkten zubereitet. Das gelingt Jan Schubert, der einige Ideen aus dem Clichy mitgebracht hat, wo er bei Ekkehard Reimann gearbeitet hat. Im Mai erwartet Schubert einen neuen Küchenchef, von dem er sich sowohl qualitativ und in Sachen Kreativität weitere Impulse erhofft.
Wir starten mit Jacobsmuscheln (16,50 Euro), die kurz scharf angebraten serviert werden, gebettet auf einem feinem Püree von Sellerie. Ein paar darüber gehobelte Trüffelspäne verleihen der Vorspeise den letzten Schliff. Die Jakobsmuscheln sind leicht karamellisiert, aber nicht übergart, das Selleriearoma angenehm zurückhaltend. Ein perfekter Auftakt!
Dieser Qualität schließen sich die Hauptgänge an. Das Bœuf Bourguignon (20,50 Euro) ist wunderbar lange im Rotwein geschmort, das Fleisch ist mürbe, zerfällt aber nicht. Die Soße hat durch das lange Einkochen ein wunderbar intensives Aroma, das das milde, einfache Kartoffelpüree gut auffängt. Ein einfaches Gericht, toll zubereitet. Die beiden Filets des Loup de Mer auf der Haut (24 Euro) sind auf den Punkt gebraten. Auch hier: Der Fisch ist zart, zerfällt aber nicht und ist noch schön saftig. Die gebratenen Zucchinischeiben sind hauchdünn und trotzdem intensiv im Geschmack.
Dass der Gastgeber auch Sommelier ist, merkt man der Weinauswahl an. Der rote La Fontaine des Loups/Grenache Noir (0,2 Liter, 8,50 Euro) ist ein samtig-weicher und ausdrucksstarker Wein mit kräftigen Noten von Kirschen, dunklen Beeren und Gewürzen. Auch der trockene Riesling (Schloss Reinhartshausen, Rheingau, 0,2 Liter, 8 Euro) ist ein Geschmackserlebnis: Gut gekühlt und moussierend schmeckt er intensiv nach Pfirsich und Aprikose. Wir sind begeistert von diesem eleganten Wein mit seiner feinen Säure.
Der Nachtisch zeugt von Kreativität und Liebe zum Detail: Das Dreierlei Schokomousse mit Orangenragout (9 Euro) aus weißer, heller und dunkler Schokolade erscheint zunächst solide, aber unspektakulär auf dem Teller. Doch sticht man mit dem Löffel hinein, warten ungeahnte Überraschungen auf den Gast. Himbeersoße kommt unter der weißen Mousse zum Vorschein, knusprige Keksbrösel unter der dunklen Mousse – ein Fest für Süßspeisenfans!
Fazit
„Schuberts Brasserie“ ist ein Gewinn für die gehobene Küche der Stadt – die natürlich ihren Preis hat. Wenn mit dem neuen Küchenchef im Mai noch ein Hauch mehr Esprit in die Hauptgerichte kommt, der überrascht wie das Dessert, dann spätestens sind wir bei fünf Sternen.
- Für Kinder geeignet
- Hunde willkommen
- Veganes Gericht
- Kein Raucherzimmer
- Barrierefrei
- Barzahlung, EC, Kreditkarte
Schuberts Brasserie
Geibelstraße 77
30173 Hannover
0511/89 96 36 33
Von Sönke Lill